Während ich den Text zu New relashionship energy bzw. über die letzten acht Monate mit Max schreibe, fällt mir auf, dass die Vorgeschichte etwas ausartet. Ich will die zahlreichen Begegnungen nicht auslassen. Ich möchte aber auch nicht vom eigentlichen Thema abkommen, indem ich den eifrigen Leser mit einer Auflistung meiner Begegnungen langweile – ähnlich wie die Diashow von Tante Hilde aus dem letzten Ostseeurlaub. Wen die ganze Datinggeschichte des letzten Jahres jedoch interessiert….bitteschön, hier sind die Prägnantesten.[1]Auch ist es für mich ein ganz ulkiges Gefühl, das letzte Jahr nochmal gedanklich Revue passieren zu lassen. Zahlreiche kurzweilige Tinderschreibkontakte können in Gedanken hinzugefügt werden.
Beginnen tut das Ganze im Frühling mit einem wortgewandten Bartträger, welcher sich nach ein paar Zeilen als Toms Arbeitskollege entpuppt – was dem Bartträger allerdings nicht bewusst ist. Bevor es jedoch zu einem Treffen kommt, verabschiedet er sich. Anscheinend sehe ich beim Videocall wesentlich dicker aus, als auf meinen Bildern. Kurz getroffen schüttle ich mich und schreibe etwas später mit einem sympathischem Forstwirt aus dem Norden. Als dieser sich jedoch als verheirateter, frustrierter Ehemann entpuppt, der auf der Suche nach unkomplizierten Sex im Wald ist, nehme ich nach doch längerem, durchaus charmantem Austausch per Sprachnachricht, reiß aus.
Doch natürlich geht es auch umgekehrt. Und so schlage ich, zwischen Ostern und Sommeranfang, gleich mehrere junge Männer, mit zu tiefsinnigen, zu ausschweifende Sprachnachrichten, in die Flucht. Was auch immer der wirkliche Grund sein mag, sie sind so überzeugt von mir, dass sie mich einige Stunden vor dem geplanten Treffen bei Whatsapp blockieren.
Was hilft da besser, als Ablenkung mit einem neuen Versuch? Interaktiv landen tue ich dann bei einem Mann aus der Umgebung welcher tiefsinnige, charmante und humorvolle Mondscheingespräche per Telefon mit mir führt. Gleichzeitig ist er aber auch schnell beleidigt und irgendwie besitzergreifend. Ich nehme mir ein Beispiel an den drei Herren aus dem vorherigen Absatz. [2]Ganz stolz bin ich darauf jedoch nicht.
Ein wirklich schönes erstes Treffen habe ich mit einer an Tuniertänzen teilnehmenden [3]nonbinären Person Anfang Mai. [4] Sonnigste Grüße an dieser Stelle. Wir reden lange, gehen in der Nacht zu mir und haben Sex auf Augenhöhe. Leider ist dies der Knackpunkt, denn eigentlich habe man sich gewünscht, dass ich etwas devoter wäre. Es bleibt ein freundschaftlicher Kontakt, sowie meine Frage an mich selbst, welche Rolle ich im Spiel mit der Dominanz und dem Devoten einnehme. [5]Texte dazu folgen..bestimmt..
Den Wirtschaftswissenschaftler mit dem eigenwilligen Fetisch, über den er auch nicht wirklich reden will – dabei ist Konsens meiner Meinung nach das A und O – treffe ich nur einmal. Kurz darauf besuche ich eine Sexparty nur für Frauen. Ich bin angetan von dem wahnsinnig wertschätzenden Umgang untereinander [6]Text „Damenwahl am Herrentag“ erscheint – ganz wahrhaftig – in kürze. Angetan bin ich auch von dieser einen Frau, die ich kurz vorher treffe. Der Funke springt schnell über. Wir wollen uns wieder sehen, doch in ihrer gerade geöffneten Ehe ist noch nicht alles geklärt.
Es ist ein Auf und ab der Gefühle. Auf ein hoffnungsvolles Bauchkribbeln folgt schnell Enttäuschung. Mein Familien- und Arbeitsleben leidet darunter nicht, doch der erhoffte Energieschub – ADHS-Menschen wissen ggf. was ich meine – durch eine neue Begegnung bleibt aus.
Auch die Nacht in einem niedlichen Bauwagen inklusive handsamer Ziegen hat einen faden Beigeschmack. Dorthin fahre ich mit einem Mann, der wie ich in einer offenen Beziehung lebt. Da wir uns so schnell nicht sehen können, stellen wir uns jeden Tag jeweils eine mal tiefsinnige, mal erotische, mal humorvolle Frage und halten uns so auf Trapp. [7]Ich mag diese Idee. Das erste Date ist cool, die Nacht im Bauwagen eher so lala, weil es körperlich nicht harmoniert– aber das ist mal so. Da kann man nichts machen [8]Muss man auch nicht.
Den Synchronsprecher der zwar wahnsinnig gut küssen kann, bei dem mein Bauchgefühl jedoch bereits beim ersten Treffen „NEIN!“ schreit, sowie den Schweden inklusive Exfreundin, über welche er ununterbrochen spricht, erwähne ich an dieser Stelle nur am Rande.
Kurz vor meinem Geburtstag habe ich das wohl schönste Date mit einem Franzosen. Durch die Enttäuschungen der letzten Zeit, bin ich zunächst skeptisch. Seine mit Absicht übetrieben schmalzige Art bricht jedoch das Eis und zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Zum Sonnenuntergang sitzen wir in Decken gehüllt vor einem französischen Café und küssen uns lange. Irgendwann wird er etwas ernster und erzählt, dass es da noch einige Baustellen in seinem Leben gäbe, um die erst sich erst einmal kümmern muss. Er hätte aber gerade Lust auf ein richtig gutes Date gehabt.[9]Sonnige Grüße auch an dieser Stelle.
Im Spätsommer frage ich mich, warum ich diese ganze Daterei überhaupt mache? Als Antwort schickt mir das Universum einen Gleichgesinnten. Obgleich er zunächst fast ununterbrochen unsere beiden ADHS-Diagnosen miteinander vergleicht – Ich bin anscheinend der schwerere Fall. Er nimmt jedoch Tabletten. Ich nicht – bin ich irgendwie ganz angetan von ihm uns seinem dunklem Pferdeschwanz [10]Frisur!!. Dennoch überzeuge ich ihn körperlich nicht, was er mir direkt nach seinem Orgasmus eröffnet.
So langsam habe ich die Schnauze voll, doch der selbsternannte Sternenhimmelmensch den ich ab Ende August einige Male treffe, gleicht das Ganze wieder aus. Er sieht unwahrscheinlich gut aus und bringt zum zweiten Treffen sogar einen Strauß bunter Blumen mit. Wenn wir uns sehen gehen wir essen, haben Sex und ein bisschen Smalltalk. Es ist eine solide Freundschaft + [11]Obgleich eine wirkliche Freundschaft kann man so etwas auch nicht nennen. In der Ausführung bekäme unser Sex bestimmt in der B Note eine 9,8. Vorrausgesetzt ein natürlich ein Wertungsrichter stehe an meinem Bett. Wir sind gelöst, frei und versaut. Dennoch fühle ich mich als säße ich in einem Ferrari und frage mich „was nun?“. Begeisterung fehlt!
An dieser Stelle möchte ich kurz drauf hinweisen, das die aufgelisteten Begegnungen innerhalb von knapp 6-7 Monaten stattgefunden haben. Auch wenn es hier sogar für mich den Anschein macht, habe ich meine Zeit nicht ausschließlich mit Dating verbracht. Dennoch kann es schon sein, dass ich es etwas übertrieben habe. Warum? Fehlt mir vielleicht doch etwas in der Beziehung zu Tom? Nein! Alltag und Kind stellen uns schon vor Herausforderungen, aber wir verschließen davor nicht die Augen. Stattdessen begegnen wir uns ganz bewusst und reden vor allem viel. Ich würde daher sagen, dass die Zeit und unsere jeweils eigenen Erlebnisse, die wir mit dem anderen teilen, uns eher noch näher zusammenbringen.[12]Klingt ein bisschen aufgebläht, kennt man doch die ein oder andere Beziehung die als „perfekt“ dargestellt wird und im nächsten Moment zerbricht. Ich weiß allerdings nicht, wie man es … Continue reading
Mein Verhaltenstherapeut [13]Auch diesen würde ich an dieser Stelle sonnig grüßen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass er diesen Blog liest. 😉 bezeichnete mich einst als Reizjunkie. Durch den Dopaminmangel in meinem Gehirn suche ich immer neue Reize bzw. Eindrücke. Ich gebe zu, ich bin froh, dass mich vor allem zwischenmenschliche Begegnungen reizen und ich nicht das Bedürfnis habe, mich aus dem Flugzeug oder von Klippen zu stürzen. Um Sex muss es dabei nicht zwingend gehen, obwohl ich diesem alles andere als abgeneigt bin. Auf Dauer kühlen mich ständig wechselnde Bekanntschaften allerdings schon aus, da es hier vor allem um den Moment anstatt um die Person geht. Etwas neues, herausforderndes und bleibendes mit Tiefgang wäre daher ganz nett.
Ende September begegne ich Max. [14]„Hallo Nadel im Heuhaufen. Für dich hat sich der ganze Aufwand doch gelohnt.“
New relationship energy (September22 – Mai23)
References
↑1 | Auch ist es für mich ein ganz ulkiges Gefühl, das letzte Jahr nochmal gedanklich Revue passieren zu lassen. |
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↑2 | Ganz stolz bin ich darauf jedoch nicht. |
↑3 | nonbinären |
↑4 | Sonnigste Grüße an dieser Stelle. |
↑5 | Texte dazu folgen..bestimmt.. |
↑6 | Text „Damenwahl am Herrentag“ erscheint – ganz wahrhaftig – in kürze. |
↑7 | Ich mag diese Idee. |
↑8 | Muss man auch nicht |
↑9 | Sonnige Grüße auch an dieser Stelle. |
↑10 | Frisur!! |
↑11 | Obgleich eine wirkliche Freundschaft kann man so etwas auch nicht nennen. |
↑12 | Klingt ein bisschen aufgebläht, kennt man doch die ein oder andere Beziehung die als „perfekt“ dargestellt wird und im nächsten Moment zerbricht. Ich weiß allerdings nicht, wie man es besser formuliert. |
↑13 | Auch diesen würde ich an dieser Stelle sonnig grüßen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass er diesen Blog liest. 😉 |
↑14 | „Hallo Nadel im Heuhaufen. Für dich hat sich der ganze Aufwand doch gelohnt.“ |