Gebrauchte Wochen (Herbst 2019)

Gebrauchte Wochen kommen vor. Letztlich ist der Zeitintervall auch egal. Es ist ein Gefühl der Bedrücktheit, man hat das Gefühl zu schwimmen, nur man kommt nicht so richtig voran! Es ist wenn mehrere Dinge auf einmal zusammenkommen und dann diesen Kloß im Hals bilden, den man dann einfach nicht runtergeschluckt bekommt und einem im Halse stecken bleibt. Ja, ich denke jeder kennt das. Manchmal muss man solche Zeiten einfach nur ausstehen. Bei mir kommen solche Zeiten dann vor, wenn mehrere Bereiche meines Lebens etwas ins Schwanken geraten. Ich kann sagen, dass ich solche Phasen des häufigeren hatte in den vergangenen zwei Jahren. Irgendwie habe ich mich vor zwei Jahren entschieden mein Leben neu zu starten. Ich will nun nicht schon wieder etwas hier schreiben, was ich schon an anderer Stelle geschrieben habe. Ich will nur ausdrücken, dass wenn man lange ein Leben geführt hat, in dem es so gut wie keine Veränderungen gab, dann ist man schon ein wenig eingefahren. Als ich mich entschied ein anderes Leben führen zu wollen, stand ich vor einer „großen Unbekannten“. Besonders am Anfang sieht jeder Tag irgendwie anders aus. So ging es mir zumindest. An einem Tag kann man Bäume ausreißen, an einem anderen Tag will der Kopf nicht mal unter der Bettdecke hervorkommen. Ich habe zwar keine Ahnung von Psychologie, aber ich denke, dass ganz viel davon dahinter steckt. Wenn ich einen gebrauchten Tag erlebe, dann fällt mir alles sehr schwer. Ob nun die Arbeit, der Umgang mit Menschen und selbst beim Sport habe ich das Gefühl nur mit halber Kraft unterwegs zu sein. Ich glaube, dass man am besten mit solchen Situationen umgehen kann, wenn man in sich gefestigt ist, dass man einen Haltepunkt hat (z. B. gute Freunde, Familie, ein eigenes starkes Selbstbewusstsein). Wenn man so wie ich aus einer langen Beziehung kommt und leider auch irgendwie sehr lange auch seine Freundschaften nicht ordentlich gepflegt hat, dann kann es schon mal eng werden. Für mich persönlich hatte dies aber auch positive Effekte. Ich wollte nun offener auf Menschen zugehen, mehr wagen und vor allem wieder besser auf mich selber Acht geben. Für mich geht es darum, sich wieder selber mehr zu vertrauen und sich auch zuzutrauen. Es geht darum, aus unsicheren Momenten gestärkt herauszukommen. Ich hatte schnell neue Kontakte, die dann auch wieder gingen und so weiter. Letztlich hat man sich immer nur selber. Man kann und sollte sich selber vertrauen. Ja, dazu gehört auch Selbstliebe. Vor gut einem Jahr traf ich dann dich Isabell! Und nun sitze ich hier an meinem Notebook und schreibe mit dir zusammen an einem Blog zum Thema offene Beziehung. Ich bin eigentlich immer ein Sicherheitstyp gewesen. In vielen Bereichen eher konservativ. Wie um Himmels Willen komme ich dann dazu, mich auf eine offene Beziehung einzulassen. Noch mehr Unsicherheit würden einige sagen. Aber ich will jetzt nicht zu sehr abschweifen. Es soll hier darum gehen, dass es einfach schwierige Phasen im Leben gibt und es ist halt die Frage, wie man diesen Phasen begegnet. Als ich mein Leben umkrempelte, fing ich an zu schreiben. Meine Gedanken so zu ordnen und zu verarbeiten. Auch Meditation gehört nach wie vor dazu. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich nun mit dir sammeln darf und die wir hier zum Teil nieder schreiben. Auch diese offene Beziehung zwischen uns hatte es schon das ein oder andere Mal in sich. Du hast mich noch mal deutlich mehr dazu gebracht, dass ich mich selber besser kennenlerne. Ich achte mittlerweile mehr darauf, wie ich in bestimmten Situationen reagiere und versuche mich so besser nachzuvollziehen. Ich verliere gerne mal den Fokus, wenn ich überfordert bin oder mich so fühle. Dann folgen von mir schon mal nicht so rationale Handlungen. Das hast Du auch schon erfahren müssen. Stress bei der Arbeit, privater Stress, weil einem die Vergangenheit mal wieder einholt und fordert und statt mich Schritt für Schritt um diese Dinge zu kümmern, lenke ich mich mit einer Affäre ab. Das hat auch schon zwischen uns für Diskussionen gesorgt. Und das zu Recht. Und auch wenn ich mich in diesem Moment der Ablenkung besser gefühlt habe, verschärft sich erst recht meine Lage. Denn in diesem Moment gehe ich dann auch nicht gut mit dir um. Und letztlich fühlt es sich dann auch für mich noch schlechter an als vorher. Ich habe durch dich noch mehr gelernt mich in solchen Momenten selbst zu reflektieren. Das ist nicht immer so leicht, wie ich finde.  Ich habe schon mal überlegt,  mit mir selbst ein Bier trinken gehen! Komische Vorstellung, aber vielleicht auch nicht die schlechteste Idee. Wenn es denn hilft. Vielleicht sogar noch mit einem Selbstgespräch. Ja, interessante Idee. Sich einfach mal mit sich selbst aussprechen. Hey Du, warum passiert Dir das immer mal wieder? Was passiert da mit Dir? Warum setzt es in solchen Momenten mal bei dir aus? Schon mal das Sprichwort „vom Regen in die Traufe kommen“ gehört? Ich glaube, dass ich in der Vergangenheit auch nicht so sonderlich gut mit „gebrauchten Momenten/Wochen“ umgegangen bin. Ich glaube, dass ich viel zu häufig versucht habe Dinge auszusitzen. Vielleicht war ich auch sehr egoistisch in solchen Situationen gewesen. Ich will hier festhalten, dass es nicht zwangsläufig falsch ist, auch mal egoistisch zu sein, aber es ist schon gut, wenn man wenigsten mal zu allen Seiten schaut und darauf achtet, wen man damit vielleicht auch weh tun könnte. Denn dann verbessert sich die eigene Situation nicht wirklich. Es hilft einem auch nicht den Fokus auf die Themen zu behalten, die wichtig im eigenen Leben sind. Ich würde es cool finden, in Zukunft aus einer Position der Stärke heraus zu handeln. Und nicht wie ich es zum Teil getan habe, aus einer Schwäche heraus. Ich möchte da in Zukunft mir mehr über meine Handlungen im Klaren sein. Hier hat mich unsere offene Art, miteinander umzugehen, schon ein ganzes Stück weiter gebracht.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner