Offene Beziehung – Eine Zwischenbilanz

Wir haben schon länger nicht mehr für unseren Blog geschrieben. Ich denke, dass es verschiedene Gründe gibt, aber letztlich ist es ja wichtig, dass wir am Ball bleiben und wir dann schreiben, wenn uns danach ist, wenn es uns wichtig ist! Nun ist es auf jeden Fall mal wieder so weit.

In der Vergangenheit haben wir gerne synchron an Texten geschrieben. Also wir haben beide über dasselbe Thema, aber natürlich unabhängig voneinander geschrieben. Nun wollen wir mal wieder grundsätzlich über das Thema offene Beziehung schreiben und uns den verschiedenen Facetten widmen, die zu einer offenen Beziehung gehören. Ich persönlich möchte diesen Text auch dafür nutzen, um mal ein Zwischenfazit zu ziehen. Immerhin leben wir diese offene Beziehung nun über drei Jahre lang in Zeiten einer Pandemie.

 Jeder von uns hat so seine Begegnungen gehabt, doch denke ich haben wir beide ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Ich komme später auf dieses Thema zurück. Zuerst möchte ich darauf eingehen, wie wir unsere offene Beziehung mittlerweile leben. Seit unsere Kleine auf der Welt ist, hat sich schon etwas verändert. Mit so einem kleinen Menschen verändern sich die Prioritäten. Auch die Pandemie hatte Einfluss, denn wir sind nun schon eine sehr lange Zeit auch etwas eingeschränkt, wenn es um das Erleben von Abenteuern geht.

Irgendwie bin ich aber auch sehr stolz auf uns. Wir haben es geschafft, unseren ganz eigenen Weg zu finden und „offene Beziehung“ für uns ganz individuell zu definieren. Ich glaube, dass unsere Begegnungen, die wir in der Vergangenheit hatten, dazu beigetragen haben, unsere ganz individuelle Sichtweise zu schärfen und uns von den gängigen Beziehungslables zu lösen.

Wir leben nicht Poly, denn uns ist es wichtig, dass wir miteinander die Hauptbeziehung führen und möchten keine weiteren Menschen in diese Beziehung lassen, gleichberechtigt, um ggf. auch den Wohnraum miteinander zu teilen. Das wäre uns beiden zu kompliziert. Ich persönlich glaube auch, dass so etwas nicht wirklich funktionieren kann, aber letztlich wäre das nur ein Vorurteil meinerseits. Ich glaube die Stärke von uns beiden liegt darin, dass wir uns stets darum bemühen, dass wir unser Leben, aber auch das Leben miteinander leicht halten wollen.

Natürlich hatten auch wir so unsere komplizierten Momente, meist wenn wir merkten, dass uns eine unserer Begegnung zu Nahe gekommen ist. Meist waren das Begegnungen von mir, darauf werde ich später noch mehr eingehen. Wir achten gegenseitig auf uns und sprechen sehr schnell über Entwicklungen. Vielleicht auch mal zu schnell in der ein oder anderen Situation. Ich glaube aber, dass diese Diskussionen uns geholfen haben, unseren Weg zu gehen und unsere möglicherweise ganz eigene und individuelle Definition von „offener Beziehung“ zu finden.

Da wir unsere Beziehung als Hauptbeziehung sehen, können wir uns auch nicht zu den Beziehungsanarchisten gesellen. Wir machen sehr wohl einen Unterschied zwischen unterschiedlichen Beziehungen die wir zu anderen Menschen unterhalten. Also ich tue das auf jeden Fall. Auf der anderen Seite sind wir aber auch nicht so eingestellt, dass wir nur einmalige Begegnungen mit einem Menschen zulassen.

Wir beide sind nicht so die Typen für einen One-Night-Stand. Auch wenn er sicherlich mal vorkommt, aber wir sind schon darauf aus, einen Menschen, den wir interessant finden, auch wirklich kennenzulernen. Natürlich sind auch mal Gefühle dabei, vielleicht auch mal eine gewisse Verliebtheit, doch wir beide haben schon häufiger darüber gesprochen und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir uns durchaus mal in einen Moment verlieben können.

Ich habe zuletzt einer Frau die ich kennengelernt habe geschrieben, dass es uns wichtig ist, dass wir beide uns als Hauptbeziehung wahrnehmen und dies auch durch den jeweils anderen spüren wollen/müssen. Dennoch sind natürlich Gefühle möglich und auch von anderen erlaubt. Es ist uns wichtig, dass solche Gefühle richtig eingeordnet werden und das Kommunikation dabei das wichtigste ist. Ich denke ich kann für uns beide sprechen, wenn ich schreibe, dass wenn wir uns mit anderen Treffen, dass wir uns dann auch auf diese Begegnung fokussieren können und uns auch voll und ganz diesem Menschen hingeben können, doch dass wir nach diesem Treffen auch wieder zu unserer Hauptbeziehung zurückkehren.

Wie schon geschrieben, hatte ich Begegnungen, bei denen unsere Leichtigkeit ins wanken geriet. Ich bin jetzt mal etwas voreingenommen und glaube, dass es eher mal die Frauen sind, die schneller mehr Gefühle für einen Menschen entwickeln, oder die schneller mehr Nähe suchen, als es vielleicht Männer tun. Ich denke, es ist aber ein Vorurteil. Es gibt auch Männer, die schneller eine innigere Bindung zu einem Menschen suchen.

Es ist anmaßend, dass es immer so war, dass meine Begegnungen mehr von mir wollten. Anders herum kann ich aber sagen, dass uns beiden einige Begegnungen von mir, uns zu nahe zu kommen schienen. Gefühle können sehr mächtig sein und Verwirrung stiften. Sie können einen die Leichtigkeit nehmen und dies führt zu allgemeinen Verstimmungen. Wir haben nicht viele Absprachen zwischen uns, aber ein, zwei gibt es und dazu gehört natürlich auch, dass sich beide von uns zu jedem Moment wohl fühlen.

Ich habe bereits schon mal von einer meiner Begegnungen Abstand genommen. Ich möchte dabei sagen, dass es müßig ist festzustellen, ob es eher du warst Isabell, die sich mit einer Begegnung von mir unwohl gefühlt hat. Fakt ist, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät, geht auch die Leichtigkeit verloren. Wir kommunizieren viel miteinander und ich denke bisher sind wir mit Situationen, in denen zwischen uns die Leichtigkeit abhandengekommen war, sehr gut umgegangen.

Wir kommunizieren sehr gut miteinander, aber es ist ebenso sehr wichtig, dass wir eine gute Kommunikation zu unseren Begegnungen führen. Klar zu kommunizieren was möglich ist und was nicht. Was erwartet werden kann und wo dann doch die Grenzen sind. Ich weiß nicht, ob ich da immer konsequent kommuniziert habe und hier gegeben falls selbst für unruhige Momente mit verantwortlich war.

Aber zurück zu dem Thema „wie läuft es denn so?“ Es läuft tatsächlich über die Zeit gesehen sehr unterschiedlich. Ich kann hier sagen, dass es zwischen uns ganz prächtig funktioniert, aber definitiv haben wir beide nicht ständig neue Begegnungen. Ich finde das immer höchst interessant und beobachte, wann mal wieder neue Menschen in unser Leben treten und wann so gar nichts passiert. Es hat auch glaube ich viel mit dem ganz persönlichen Empfinden/Wohlbefinden zu tun.

Wir haben denke ich beide schon Phasen gehabt, wo sich an der Dating Front so gar nichts getan hat. Wenn das bei mir so ist, gebe ich zu, dass mich das echt nerven kann. Aber manchmal ist wahrscheinlich einfach nicht die Zeit dafür. Und ich glaube, wenn man nicht bereit dafür ist, hat man auch einfach nicht die richtige Ausstrahlung und entsprechend kann man auch nicht positiv bei anderen rüberkommen.

Manchmal muss man auch einfach mal ein wenig Geduld haben. Meistens liegt es auch einfach daran, dass man selbst nicht im Gleichgewicht ist und damit auch nicht wirklich offen für neue Menschen ist. Es geht darum sich auch immer mal wieder selbst zu hinterfragen und an sich zu arbeiten. Ich gebe aber zu, dass das manchmal nicht einfach ist, vor allem, wenn es bei dir gerade richtig gut läuft. Manchmal habe ich dann das Gefühl, dass ich nicht mehr aus meinem Tal herauskomme. Mir hilft dabei immer, mich auf andere Dinge zu fokussieren. Meistens ist das auf mich selbst. Ich intensiviere mein Sportprogramm, treffe mich mal wieder mehr mit Freunden, oder konzentriere mich auf die Familie.

Es geht auch darum in den Situationen, in denen so gar nichts laufen will, den Stress bzw. selbstgemachten Druck herauszunehmen. Man muss sich jetzt halt auch mal vorstellen, dass es auch nicht ganz unaufwendig ist, wenn man ständig neue Menschen kennenlernen will. Daher sind Datingpausen durchaus auch mal angebracht. Zum anderen bin ich auch eher darauf aus, dass ich Menschen kennenlerne, die dann auch eine Zeit lang bleiben.

Ich möchte nicht direkt über Vor- oder Nachteile einer offenen Beziehung schreiben. Ich kenne nun das Leben in einer monogamen wie auch einer offenen Beziehung und ich glaube einfach, dass man sich in der jeweiligen Lebensweise wohlfühlen sollte. Als Mensch durchlebt man einfach unterschiedlichste Lebensphasen und dadurch können auch unterschiedliche Beziehungsmodelle zu einem passen. Ich finde die offene Kommunikation zwischen uns beiden Isabel sehr gewinnbringend. Ich fühle mich sehr wohl damit, was auch viel an uns beiden und natürlich an deiner wunderbaren Art liegt. Mir gefällt es einfach, wie wir uns beide gegenseitig dabei unterstützen, dass jeder von uns so seine Freiheiten hat.

Aber natürlich gibt es in einer offenen Beziehung auch negative Aspekte. Ich möchte hier aber nur auf einen eingehen. Menschen kommen und gehen. Das kann anstrengend sein, aber natürlich auch mal weh tun. Oder aber man tut selber jemanden weh. Seitdem ich mit dir in dieser offenen Beziehung lebe, habe ich mehrere Kontakte aufgebaut, natürlich auch intime Kontakte und Menschen kommen und gehen gesehen. Das ist manchmal nicht einfach. Hier zu wird es von mir noch einen gesonderten Text geben.

Ich komme auch noch mal auf das Finden neuer Kontakte zurück. Es gibt diese Phasen, wo so nichts funktionieren will, wo man einfach keine neuen Kontakte findet. Ich glaube auch nicht so sehr das man sucht und findet. Ob man Leute im realen Leben oder im Internet trifft, es sind Begegnungen. Begegnungen passieren oder passieren eben nicht. Mir ist aber aufgefallen, dass es bei vielen Menschen Vorbehalte zum Thema offene Beziehungen gibt oder eben Menschen nicht genug zu dem Thema wissen. Es soll kein Vorwurf sein. Fakt ist, dass es Menschen gibt, die einfach offen sind und andere haben für so eine Lebensweise einfach kein Verständnis. Viele sind einfach auf der Suche nach dem einen Menschen „für immer und ewig“, da passen Begegnungen, die in einer offenen Beziehung leben, einfach nicht ins Weltbild. Für solche Menschen wäre ich streng ausgedrückt Zeitverschwendung, einfach weil ich nicht das Potential habe, eine exklusive Verbindung mit Zukunftsperspektive bieten zu können.

In einer offenen Beziehung zu leben bedeutet offen zu sein. In erster Linie bedeutet das sich selbst gegenüber offen zu sein und natürlich auch zu dir Isabel. Am Ende soll jeder so leben wie er es für sich für richtig hält. Menschen kommen und gehen es passt, oder es passt eben nicht. Vielleicht ist gerade das auch das spannende. Auf jeden Fall habe ich auch festgestellt, dass es noch viel Bedarf an Aufklärung zum Thema offene Beziehung gibt. Ich gebe zu, dass das von Zeit zu Zeit anstrengend sein kann. Oder noch schlimmer, man bemerkt, dass direkt vor einem eine Tür zufliegt, bevor man auch nur ein Wort sagen konnte. Auch das gehört dazu. Um so spannender wird es, wenn man dann wirklich Menschen begegnet, die offen für das Thema offene Beziehung sind. Vielleicht auch, weil sie selbst schon so leben. In diesem Sinne… immer schön offen bleiben!

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