Und dann kommst Du… und Du! (Januar 2020)

Dieser Tage erwische ich mich immer wieder dabei, wie meine Gefühle Achterbahn mit mir fahren. Vor nun fast genau auf den Tag zwei Jahren, habe ich mich für einen neuen Weg in meinem Leben entschieden. Immer mehr musste ich feststellen, dass ich nicht mehr der Mensch war, der ich eigentlich sein wollte. Oder besser gesagt, ich hatte den Eindruck, ich wollte nicht mehr der sein, der ich bis zu diesem Tag war. Ich möchte jetzt aber allen ersparen, ein tiefergehendes psychologisches Gutachten von mir zu erstellen. Fakt ist aber, dass ich mir selber nicht mehr gefallen habe, aber ich auch nicht so richtig wusste, wo ich mit mir hin sollte. Ich brauchte Freiraum, um genau das herauszufinden. Ich will hier, wenn ich es nicht in meinem anderen Texten bereits getan habe, noch mal darauf hinweisen, dass die Entscheidung, mein Leben zu verändern, nicht über Nacht gefallen war. Es war ein Prozess, der wahrscheinlich über ein/zwei Jahre stattgefunden hat. Allerdings auch erst im Unterbewusstsein. Im Nachhinein würde ich es so beschreiben, dass da immer eine Stimme in mir gesagt hat, dass ich mich selbst mal hinterfragen soll!
Egal, darauf will ich jetzt gar nicht mehr so sehr hinaus. Nachdem ich mich von meiner Frau getrennt hatte, mich von meinem bisherigen Leben gelöst hatte, sollte es endlich losgehen. Das große Abenteuer! Ich wollte auf mein Leben in die Hand nehmen. Die Dinge für mich verändern. Wieder mehr auf mich hören. Nicht so sehr fremdgesteuert sein wie zuvor. Vor allem mal wieder nur für mich verantwortlich sein. Neue Leute kennenlernen und vor allem das Leben genießen. Mich gesund fühlen! Hey, ich denke, dass ich das ein Jahr lang auch sehr gut gemacht habe. Ich merkte schnell, dass ich wieder offener wurde, mich einigen Menschen mehr öffnete und ich bekam darauf eine gute Resonanz. Das tat gut. Mein Selbstvertrauen, mein Selbstwertgefühl war am Ende meiner Eher nicht mehr im besten Zustand. Ich möchte das hier gerne allen frisch und ggf. auch jung Verheirateten mitgeben, das es leider auch so laufen kann! Ich halte dieses klassische Modell der Ehe mittlerweile nicht mehr für zeitgemäß, aber ich möchte natürlich auch niemanden davon abhalten. Denn ich kenne auch Beispiele, wo das Modell Ehe ganz gut funktioniert. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die zwei Menschen, die gewillt sind, den Bund der Ehe miteinander einzugehen, dass hier wirklich BEIDE (und dass ist ganz wichtig – BEIDE) wissen, was sie vom Leben für sich erwarten. Damit meine ich nun nicht, dass man einen Masterplan haben muss, aber es ist schon sinnvoll zu wissen, was man will und vor allem was man nicht will! Ansonsten läuft man Gefahr, dass man irgendwann aufhört auf sich selber zu achten und das hilft dann auch dem Ehepartner irgendwann nicht mehr!
Ich komme aber vom Thema Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Ich bin für mich der Meinung, dass jeder Mensch auch sein eigenes Leben braucht. Seine Leidenschaften, Hobbies, Vorlieben, Freundschaften, Familie, Arbeit und alles, was sonst noch zum Leben dazugehört. Jeder sollte so viel Raum haben, sich auch selber noch weiterentwickeln zu können. Natürlich birgt das auch die Gefahr, dass sich Menschen auseinander entwickeln. Aber Entwicklung muss definitiv nicht immer dazu führen, denn sie bietet auch immer die Chance der Erneuerung! Ganz schön viel Gefasel. Ich hatte ein wirklich cooles Jahr. Ich entwickelte meine Leidenschaft fürs Laufen und nur nach wenigen Monaten startete ich bei meinem ersten Halbmarathon. Ein geiles Gefühl war das, als ich über die Ziellinie lief und ich es geschafft hatte. Ich änderte auch meinen beruflichen Weg, womit ich in dem Jahr auch überhaupt nicht gerechnet hatte. Alles ging so schnell! Neue Ziele taten sich auf und doch wusste ich, dass ich nichts mehr in Stein meißeln würde.

Und dann kamst Du!

Ja, wir lernten uns über eine Dating-Plattform kennen. Und wir wussten so gar nicht, wo es hingehen sollte. Wir wollten es locker und einfach halten. Dass wir uns von Anfang an sehr gut verstanden haben, das habe ich schon zuvor in anderen Texten geschrieben. Wir wollten uns einfach mal locker treffen und da nichts kompliziert machen. Aber ganz unverbindlich sollte es dann auch nicht sein. Uns schwebt ein offenes Konstrukt vor, in dem jeder seine Freiheiten hat. Das Ding ist jetzt, dass wenn man sich gut versteht, dann verbringt man auch mehr Zeit miteinander! Ich habe für mich festgestellt, dass das Leben seine eigenen Gesetze hat. Das Leben hat etwas mit dir vor und das kann schon mal eine ganz schöne Überraschung sein. Und wenn es nur erstmal eine „Kleine“ ist!

Und dann kamst Du²!

Es war schon ein „Gefühlsschräger“ Abend, an dem ich erfuhr, dass „Du“ unterwegs bist! Das ich tatsächlich Vater werden soll! Ich? Eigentlich sah ich diesen Kelch schon mit Lichtgeschwindigkeit an mir vorbei ziehen und ich hatte mir bis dato schon ein paar Mal überlegt, wie ich das im Alter wohl mal machen werde, wenn da niemand sein wird, der dich „theoretisch“ unterstützen kann, wenn ich selber nicht mehr alles kann! #alterswg oder #mehrgenerationenhaus. Auf jeden Fall kam dieser Kelch mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit wieder zurück und schepperte mir gegen meinen Kopf! Herzlich willkommen im Club der Eltern! Hoppla, das geht ja doch so einfach! „Du“, du bist aus echter Leidenschaft entstanden. Da war nichts geplant, nicht dieses verliebt, verlobt, verheiratet Ding mit anschließendem Hausbau mit Bäumchen pflanzen und dann kommt der Storch und bringt die Kinder. Nein, du wirst ein süßes kleines Bündel entstanden aus jeder Menge Leidenschaft sein! Ja, und auch wenn Du und ich mit diesem Wort immer sehr spärlich umgehen, natürlich auch aus Liebe. Ich will hier klar ausdrücken, dass ich mich sehr über „Dich“ freue! Ich hatte das nicht mehr für mein Leben auf dem Zettel, doch das macht es auch irgendwie besonders und schön zugleich! Dennoch kommt man erstmal ins Schleudern. Hatten wir nicht andere Pläne? Hatte ich mir nicht ganz andere Dinge auf mein „Vision Board“ auf skizziert, welches ich Anfang 2019 für mich erstellt hatte. Ein schönes Beispiel für „und zweitens kommt es anders als man denkt“! Nach dem ersten Überraschungsmoment lebt es sich erstmal recht normal weiter. Nun ja, wahrscheinlich eher für mich, denn Du spürst schon recht früh und anhaltend, was nun in deinem Körper passiert.

Ich finde, dass Du das bis zum heutigen Tage, 6 Tage vor dem Stichtag, sensationell machst. Du bist eine super entspannte Schwangere und das über alle möglichen Phasen der Schwangerschaft hinweg! Das bekräftigt noch mal mein Gefühl, was ich schon von Beginn an habe, dass ich mir dieses „Projekt“ mit dir unglaublich gut vorstellen kann. Daran zweifle ich auch heute nicht!

Nun aber, wo sich „Deine“ Ankunft abzeichnet, ich nebenbei immer noch dabei bin, mein altes Leben abzuschließen, durchströmen mich ganz gemischte Gefühle. Natürlich freue ich mich! Ich bin so gespannt auf „Dich“! Aber es sind auch andere Gefühle wie Angst, Panik, Unsicherheit, Verwirrtheit, Überforderung, aber auch Entschlossenheit, Vorfreude, Gänsehautmomente, Liebe, und, und, und… „Du“ wühlst mich auf und mit jedem Tag wird es für mich realer! Und in dem einen oder anderen Moment bin ich so ergriffen, dass mir die Tränen kommen.y< Mit jedem Zentimeter den „Du“ wächst und dein Bauch größer wird. Ich spüre das erste Mal wie „Du“ dich bewegst, oder Schluckauf hast! Ich werde nervöser und bin doch zeitweise sehr fokussiert. Ja streckenweise trägst „Du“ mich auch durch den einen oder anderen Halbmarathon! „Du“ gibst mir Motivation und manchmal könnte ich vor Ehrfurcht erstarren! Ich mache mir manchmal sorgen, ob ich „Dir“ ein guter Vater sein werde und ob ich „Dir“ genügend geben kann! Ich stelle fest, dass „Du“ schon in vielen Momenten in meinen Gedanken bist. Kurz nachdem wir erfahren haben, dass wir Eltern werden, sahen wir uns ganz kurz danach am Tisch mit einer Hebamme wieder! Ich weiß noch genau, dass ich dachte, was denn nun für ein „Film“ abläuft. Das kann doch jetzt alles nicht wahr sein. Plötzlich so viele Informationen, so viele Dinge die zu erledigen sein werden. Ich dachte damals wahrscheinlich genau das gleich wie du. Ach, das ist doch noch neun (9) Monate hin! Ja und nun sind diese neun Monate um! Es fühlt sich so an, als ob es nur ein Fingerschnipsen gewesen ist. Doch für dich werden diese letzten Tage wahrscheinlich noch länger. Dieses warten, dass es bald losgeht. Dieses Gefühl, dass es in deinem Körper immer enger wird. Ich merke es dir tatsächlich an.

Wir wollen unser offenes Konzept auch mit „Dir“ weiterleben. Unser Leben lebendig halten und „Du“ sollst dann natürlich dazu gehören. Doch „Du“ wirst deinen eigenen Kopf haben! Ganz sicher! Ich freue mich von Herzen sehr, wenn „Du“ endlich da bist! Auch wenn mir immer mehr klar wird, dass das erst der Anfang einer langen Reise wird. Eine Reise auf der wiederum so viel passieren kann. Das ist es wahrscheinlich, was in mir sowohl Unbehagen als auch Freude hervorkommen lässt. „Du“ bist „Du“ und auch „ich“. Und irgendwie dann auch „wir“!

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