Es gehört ja zur Allgemeinbildung, dass man weiß, dass eine Schwangerschaft neun Monate andauert. Nun ja, dein Bauch war nun am Anschlag, viel Platz dürfte da nicht mehr gewesen sein. Wir haben diese neun Monate echt sehr gut genutzt. Zu zweit aber auch jeder für sich alleine. Wir hatten viele interessante Momente und Begegnungen. Doch nun war erstmal Pause. Die Konzentration lag nun voll und ganz auf der Geburt, doch die Kleine ließ erstmal noch auf sich warten. Noch bevor das Baby auf der Welt war, merkte man, was in naher Zukunft erstmal „Trumpf“ ist. Es dreht sich schon kurz vor der Geburt alles um die Kleine. Viele Arztbesuche und die Wochenenden haben wir zum Teil im Krankenhaus verbracht. Und es hieß warten… Das ist ja total dein Ding! Hi hi… Wie kommt man als Mann durch diese Phase? Ehrlich gesagt fand ich es mit dir echt super entspannt. Auch in diesen Momenten wurde mir klar, dass ich dieses Projekt super, super gerne mit dir angehen möchte. Überhaupt weiß ich auch in diesen Tagen deine Toleranz zu schätzen. Denn während du an einem Samstag im Krankenhaus zur Kontrolle bist, muss ich nebenbei hinter mir meine Vergangenheit aufräumen. Es ist eine intensive Zeit für mich. In einer Minute springe ich kurz in mein altes Leben und im nächsten Moment bin ich wieder bei dir! (Siehe Parallelwelten)
Die Tage vergehen und der Stichtag rückt immer näher und bei dir tat sich … gar nichts! Für dich war von Anfang an klar, dass deine beste Freundin Lisa mit bei der Geburt dabei sein soll. Und sie ist wirklich großartig. Sie nimmt sich sogar die Tage um den Stichtag herum frei. Das dies leider nicht belohnt wird, konnte keiner erahnen. Es sollte erst 11 Tage nach dem Stichtag losgehen! Wahnsinn, welch eine Anspannung. Doch natürlich ist dieser besondere Tag irgendwann da. Denn irgendwann wird es auch den verantwortlichen Ärzten zu bunt. Und so fahren wir an einem Mittag von zu Hause los und dieser Gedanke ist echt krass, dass man weiß, man verlässt diese Wohnung zu zweit und wird sie das nächste Mal zu dritt wieder betreten! Natürlich eilt auch Lisa herbei und damit diese Runde nicht vor Anspannung aus allen Nähten platzt, kommt an dem Tag der Tage noch eine Freundin vorbei, die zur allgemeinen Aufheiterung beiträgt. Rückblickend hatten wir so ein Glück, dass zu diesem Zeitpunkt Corona noch nicht präsent war, aber wenn es danach geht, waren einige der zeitlichen Abfolgen quasi auf unserer Seite. Ich glaube diesen Nachmittag zu viert im Krankenhaus werde ich nicht mehr vergessen in meinem Leben. Es war eine intensive Mischung aus Anspannung, Vorfreude, ja auch Sorgen und einer Prise Spaß. Das wir dann am späten Nachmittag es fast nicht mehr vom Donauwellen essen ins Krankenhaus geschafft hätten war Nebensache. Jetzt war dieser Moment da und es ging los. Ich werde an dieser Stelle nicht so viel über meine Eindrücke aus dem Kreissaal schreiben. Es ist schon ein sehr intimer Moment. Nur so viel, es war alles dabei, was man sich so vorstellen kann! Für dich in erster Linie Schmerzen, Tränen, Wut, lautes Singen, ein zerkratzter Nacken, ein überschwemmter Kreissaal, liebevolle Hebammen und auch Ärzte, eine grandiose Lisa und eben auch ich! Ich glaube, als es geschafft war, war ich noch nie so fertig und glücklich zugleich! Wenn dieser wundervolle, kleine und wunderschöne neue Mensch erstmals aus der „Fertigungshalle“ ans Licht kommt, dann zerreißt es einen. Du willst sofort und auf der Stelle, dass es diesem kleinen Geschöpf gut geht und kannst erstmal kein Auge von ihm lassen. Unsere Kleine ist das wirklich schönste, was ich je gesehen habe! Sorry ist jetzt total Klischee und kitschig, ist aber so! Die Kleine ließ zwar lange auf sich warten, und dann liegt sie so da, klein, hilflos und alles ist einfach nur neu. Es ist einfach krass, aber natürlich ist sie mit Lichtgeschwindigkeit zum Lebensmittelpunkt geworden. Die ersten Stunden hatten wir drei alle eins gemeinsam. Wir waren total müde und geschafft. Doch die Tage nach der Geburt sind ja keine Spaßveranstaltung. Zahlreiche Untersuchungen, der Kleinen wurde so häufig Blut abgenommen, dass sie nach dem ersten Tag schon ganz zerstochen aussah. Wir sind aber nur froh und glücklich, dass mit unserer Tochter alles in Ordnung ist, bis auf das sie in der ersten Nacht eine dichte Nase hat und sich eher nach einem Baby-Schweinchen anhört. Und auch wenn ich bei uns beiden den Umgang mit der Kleinen von Anfang an als entspannt bezeichnen würde, ist man doch in vielen Dingen noch verunsichert und man freut sich über die Hilfe des Personals im Krankenhaus. Es ist schön zu erleben, wie wir beide gleich ganz vernarrt in die Kleine sind und mit jedem Tag hat man das Gefühl, dass sie ein kleines Stückchen anders ausschaut. Natürlich ist man noch mal mehr aufgeregt, wenn man den sicheren Hafen der Neugeborenenstation verlässt und in ein etwas anderes Leben als „Eltern“ (ich kann es manchmal heute noch nicht ganz glauben…) aufbricht. Moment mal, das ist doch noch der Blog über eine offene Beziehung, oder? Keine Sorge, wir haben Euch jetzt mit den Texten davor nicht neugierig gemacht, um hieraus jetzt klammheimlich ein „Eltern-Blog“ zu machen! Aber klar ist die Frage jetzt total spannend, was wird jetzt aus unserem Projekt, wenn nun in Zukunft unsere Kleine mitmischt. Interessanterweise lässt die Antwort nicht so lange auf sich warten.
Du bist nach nicht allzu langer Zeit wieder bereit und hast Lust auf Sex. Wir genießen die ersten Male nach der Pause! Wir sind jetzt „Milf“ und „Dilf“! Oh mein Gott! Lassen wir das. Aber schon nach kurzer Zeit ist uns nach einem Abenteuer und plötzlich steht Anja bei uns vor der Tür! Unser Kind entpuppt sich als pflegeleicht und Anja wie gewohnt als tolerant. Wir haben einen tollen intensiven Abend zu dritt und der Sex mit ihr tut uns mega gut! Es ist auch ein wenig für uns der Startschuss, so ganz langsam unser Projekt „offene Beziehung“ wieder aufzunehmen. Ich hatte nach der Geburt noch gute drei Wochen frei. Ich war danach etwas mehr als eine Woche wieder im Büro, als wir dann von dem einen auf den anderen Tag nach Hause geschickt wurden. Es beginnt die Corona-Zeit! Das macht es natürlich für unser Projekt auch nicht gerade einfacher! Aber irgendetwas ist ja immer… Dafür kam ich so in den Genuss von Elternzeit lite! Das Timing für so eine Krise hätte für uns schlechter aussehen können!
Und doch wird sich zeigen, dass es nicht einfach werden wird, unser Projekt wieder so richtig zum Laufen zu bekommen… Dazu dann in einem späteren Text mehr. Doch wir kommen immerhin mit diesem Blog weiter voran… und wir sind uns sicher, dass da irgendwo und irgendwann in naher Zukunft neue Abenteuer auf uns warten.