Sichtbarkeit – Unter den Augen der anderen…

Hat nicht jeder mal den Wunsch unsichtbar zu sein? Man könnte sich die Dinge aus einer sicheren Position heraus ansehen, oder Dinge tun und keiner würde einem dabei zusehen. In der heutigen realen Welt sind wir Meilen weit weg von diesem Gedanken. Wie lauten gerne mal Reportagen in der heutigen Zeit… „der gläserne Mensch“ oder ähnliche Titel werden dann genannt. Und in der Tat hinterlässt der Mensch heute überall spuren. In den meisten Läden oder auch im Straßenverkehr blicken Kameras auf die Menschen nieder und beobachten sie auf Schritt und Tritt. Zahlungsverkehr und natürlich wie sich Menschen im Internet bewegen, überall werden Spuren hinterlassen und sind nachverfolgbar.

Menschen in der heutigen, aber auch in kommenden Zeiten, stehen vor der großen Herausforderung, sich schon früh im Leben eine „Sichtbarkeitsstrategie“ zu überlegen. Ich muss zugeben, dass ich mir gerade nicht sicher bin, ob es dieses Wort wirklich gibt „Sichtbarkeitsstrategie“. Von ganz jung bis alt – Menschen verewigen sich im World Wide Web bewusst oder unbewusst. Nicht wenige junge Menschen erfahren in ihrem Leben Mobbing aus sozialen Netzwerken heraus. Was früher vielleicht unter einem Bekanntenkreis passierte, kann heute sehr weite Kreise ziehen.

Mich würde hier die Frage interessieren, wie sich das Internetzeitalter mit seinen sozialen Netzwerken auf die Psyche oder zumindest auf das Kommunikationsverhalten der Menschen auswirkt. Ich habe keine Studie dazu parat und ich will in meinen Texten auch nicht wissenschaftlich daherkommen. Das überlasse ich schlichtweg anderen. Ich persönlich vermeide gerne die Nutzung sozialer Netzwerke. Nicht weil ich etwas gegen sie habe. Ich sehe da halt einfach nicht so den Bedarf für mich und ich bin da eher so eingestellt, dass ich mich gegen dieses Gefühl „oh da muss ich dabei sein“ innerlich wehre. Ich muss nicht dabei sein.

Doch klar bewege ich mich auch im Internet und natürlich nutze ich auch das ein oder andere Netzwerk. Doch ich merke dabei immer wieder, dass diese Anbieter ihr Handwerk ziemlich gut verstehen. Man wird schon dazu gebracht sich mit sehr viel Zeit diesem Thema zu widmen. Und überall gibt man Informationen von sich an. Es wird klar suggeriert, dass man einem Trend zu folgen hat. So man muss schon etwas von sich zeigen, um auch wirklich dabei zu sein.

Hier kommt man dann schnell zur Gretchenfrage. Wie schaut es mit der Ehrlichkeit aus? Ich sehe Hochglanzfotos auf denen wahnsinnig schöne Menschen zu sehen sind. Tolle Geschichten und Lebenswege voller Power und vor allem Erfolg. Seid so wie ich, dann seid ihr was, heißt hier die Devise. Nicht um sonst ist Influencer heute ein offizieller Berufstitel. Bei all dem Glanz und Gloria weiß man bloß nicht mehr, was Schein oder Sein ist! Schwierig wie ich finde. Ich denke, dass jeder von uns schon mal unangenehme Reaktionen auf etwas bekommen hat, zu etwas was man aus seinem Leben preisgegeben hat.

 Ich würde mich selber, im Grunde meines Herzens, als eher verschlossenen Menschen bezeichnen. Das das natürlich auch eine „Sichtbarkeitsstrategie“ ist steht außer Frage, wie gut und effektiv das für das Leben ist, ist aber zu hinterfragen. Was ich auch gelernt habe ist, wer nichts gibt, bekommt auch eher wenig bis nichts zurück. Informationspolitik ist dann auch ein „Geben und Nehmen“. Was dabei aber offen bleibt ist, wie ehrlich man mit den Informationen ist, die man so verbreitet. Zumindest würde ich mal die kühne Behauptung aufstellen, dass bei den ach so vielen Hochglanzprofilen in den sozialen Netzwerken, die eine perfekte und glückliche Welt darstellen, auch nicht alles Gold ist was glänzt. Also hier noch mal die Frage, wie ehrlich ist das alles?

Selbstdarstellung ist vielleicht nicht immer ehrlich. Oder um es zu entschärfen, sie spiegeln nicht zu 100% das wieder, was wirklich hinter den handelnden Menschen steckt. Menschen spielen halt auch gerne mal eine Rolle! Am Ende muss jeder selber wissen was er tut. Mal vorausgesetzt, dass dabei jetzt niemand vorsätzlich zu Schaden kommt. Ich glaube aber, dass dieses „man muss sich ins rechte Licht stellen“ einfach etwas mit Menschen macht. Jeder muss da irgendwie sein weg finden. Man kann sich da definitiv verlieren. Ich bin wie schon gesagt ein eher vorsichtiger Mensch. Ich erzähle nicht sofort jedem alles.

Wobei ich sagen muss, dass ich in meinem Leben schon mal verschlossener war. Weiter hat mich das halt auch nicht gebracht, aber mittlerweile versuche ich da für mich einen guten Weg zu finden. Ich finde es ja persönlich nicht schlimm auch mal Schwächen zu zeigen. Aber irgendwie mache ich mir schon immer Gedanken wem sage ich was und wäge ab. Für unseren Blog bist du viel in den sozialen Netzwerken unterwegs und tauscht dich dort mit Gleichgesinnten und Interessierten aus. Wir tauschen uns da ebenfalls viel zu aus. Wieviel zeigen wir von uns? Wir sind ja mit dem Blog auch eher anonym unterwegs, doch natürlich schreiben wir hier schon recht offen über unsere Erlebnisse und Gefühle.

Aber kommen wir mal zurück in die reale Welt. Du Isabel und ich führen eine offene Beziehung. Doch wie offen sind wir letztendlich wirklich? Ich denke, dass du schon recht offen mit deiner Art zu leben umgehst. Ich hingegen überlege mir schon genauer, wem ich etwas davon erzähle. Die Frage ist eigentlich, ob ich meine Mitmenschen da auch unterschätze? Warum sollten sie nicht damit umgehen können? Ich glaube, bei mir ist es meine verschlossene Vergangenheit. Ich denke mir irgendwie, wenn ich nie so viel erzählt habe, wie kommt es rüber, wenn ich gleich mit dieser Tür ins Haus falle.

Der Kontakt mit neuen Menschen in meinem Leben fällt mir da deutlich einfacher. Klingt irgendwie komisch glaube ich. Irgendwie hört es sich so an, als ob ich mit meiner Vergangenheit noch nicht im reinen bin. Definitiv mal eine Überlegung wert. Alles in allem ist das Thema „Sichtbarkeit“ ein spannendes Thema auf verschiedensten Ebenen. Ich mag es mit Menschen offen ins Gespräch zu kommen. Und auch wir werden weiter über diese Themen sprechen liebe Isabel und zwar wie immer einfach sehr offen!

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