Warum eine offene Beziehung?

Wie? Ich habe doch auch keine Ahnung… vielleicht weil ich 16 Jahre lang in einer monogamen Beziehung gelebt habe. Aber diese Antwort wäre auch zu einfach. Sie wäre auch nicht zwangsweise logisch. Wenn man 16 Jahre lang in einer monogamen Beziehung gelebt hat, muss ja auch einiges funktioniert haben. Daher ist die obige Frage sehr berechtigt. Du hast da schon einen ganz anderen Blickwinkel. Du hattest zuletzt Beziehungen zu zwei Männern zur selben Zeit. Das ist bereits „open minded“. Aber nicht nur meine Beziehung zerbrach. Deine Beziehungen fanden auch ihr Ende. Heute glauben wir, dass es diese Gemeinsamkeit ist, unsere zerbrochenen Beziehung, dass sich unsere Wege überhaupt kreuzen konnten. Wir reden von Anfang an viel miteinander, und wir reden über alles Mögliche. Über unsere Beziehungen, über Freunde, Leidenschaften, Sex, unsere Lieblingsfarbe, über Dinge die wir in unserem Leben erlebt haben. Du erzählst mir von Deiner Vorstellung einer offenen Beziehung, dass es, wenn man es richtig lebt, noch inniger sein kann, als eine klassisch monogame Beziehung. Seine Gedanken mit dem „Partner“ zu teilen. Und zwar alle möglichen Gedanken. Teilen der Gefühle die in einem hochkommen, Sorgen, Nöte… Dinge, die einem nicht gefallen (auch an dem jeweils anderen). Ehrlich zu sein, zu dem anderen, aber vor allem auch zu sich selber. Sich um seiner selbst bewusst sein und sich auch so zu nehmen (zu lieben) wie man ist. Ich persönlich glaube, dass ich schon eine Basis haben möchte, aber mich reizt der Gedanke der Offenheit, jemanden an meiner Seite zu haben, mit dem ich auch sehr intime, sehr tief im Kopf verankerte Gedanken teilen kann. Und ja, mich reizt natürlich auch der Gedanke, dass wir auch unabhängig, oder auch zusammen, neue Menschen in unser Leben lassen zu können, um dann auch diese Erfahrungen miteinander zu teilen. Ich habe von Anfang an das Gefühl, dass Du ehrlich zu mir bist. Ich kenne Dich noch gar nicht richtig, aber ich merkte, dass ich Dir vertrauen will. Du bist ein großartiger Mensch. Warum also nicht einen ganz neuen Weg einschlagen. Lass es uns mal probieren!
Es geht darum, eine Verbindung einzugehen, bei der keiner von beiden in irgendeiner Form eingesperrt ist. Keiner von beiden eingeschränkt sein soll in seinem Handeln, in dem, was einem wichtig ist. Und es geht hier nicht lediglich darum, Menschen zu treffen, mit denen man Sex hat.
Es ist eine der Möglichkeiten, die wir uns gegenseitig einräumen wollen. Sich die Freiheit zugestehen, innerhalb dieser „offenen Beziehung“ Menschen kennenzulernen, um diese auch ein Stück weit zu begehren und zu lieben… Doch wieviel davon verträgt eine offene Beziehung, oder wie viel davon verträgt unsere Beziehung… Ich glaube ja, dass gerade eine offene Beziehung deutlich weniger den klassischen Glaubenssätzen unterworfen ist, wie es in klassisch monogamen Beziehungen der Fall ist. Daher habe ich den Eindruck, dass die Beziehung die wir uns zusammen vorstellen, deutlich individueller sein wird, doch das dies auch sehr aufwendig ist. Wir werden noch einige Zeit brauchen, um uns selbst noch besser zu verstehen, geschweige denn den jeweils anderen und uns die Zeit zum Kennenlernen zugestehen. Denn wenn man einander absolut ehrlich begegnen will, dann gehört verdammt viel Vertrauen dazu. Ich finde aber die Vorstellung einer funktionierenden offenen Beziehung sehr aufregend.  …

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